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Betreff: Warum kam es zur Schlacht in der Gor?

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esahrets0

[ | 06-12-03 | 18:14 | #1 ]

Hi,

zunächst einmal ein Kompliment an die page, gefällt mir echt gut, und habe schon die ein oder andere Anregung für die Abenteuer von hier und auch endlich etwas über Borbarads Philosophie erfahren.

Zur Frage: Ich Spiele gerade SuS und habe vor auch die G7 mit meiner Gruppe zu spielen. Borbarad hat mich vollig in seinen Bann gezogen. Bisher habe ich die ersten beiden G7-Abenteuer und Krieg der Magier gelesen, habe aber leider keine Antwort auf die Frage bekommen. Mich interessiert nicht der heutige Borbarad, sondern der alte, bevor es zur Schlacht in der Gor kam. In KdM steht zwar, dass Rohal die Harmonie in den Sphären erhalten will, und Borbarad eine eklatante Störung dieser Harmonie darstellte, allerdings weiß ich immer noch nicht, was Borbarad damal tat, das ihn so gefährlich machte, dass eine Schlacht wie sie stattfand gerechtfertigt gewesen wäre. Und wie hatte es Rohal geschafft all die Krieger und Magier davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee sei sich in der Gor ummetzeln zu lassen? Ich bin mit der Philosophie des alten Borbarad vertraut, sehe darin auch eine Gefahr für einzelne Individuen, aber keine so große Gefahr, die Rohals Handeln gerechtfertigt hätte. So wie ich es sehe, geht es Borbarad doch wohl um Freiheit, und zwar in einer völlig neu definierten Form. Dadruch ist doch nicht die gesamte dritte Sphäre bedroht, oder?
Wäre nett, wenn mir jemand eine Quelle angeben, oder ausführlich auf die Frage antworten könnte.

Vielen Dank im Voraus,

esahrets0

Azzrael

[ | 06-12-03 | 18:16 | #2 ]

schau mal in "Die Legende von Assarbad"

Bandit

[ | 06-12-03 | 19:34 | #3 ]

und in Rohals Versprechen ist auch sehr viel Information zum Twist zwischen den beiden.

Sebastian Administrator des Borbarad-Projekts

[ | url | 07-12-03 | 03:49 | #4 ]

Erstmal vorweg: Das hier zu findende Traktat über die Philosophie Borbarads ist ausdrücklich aus aventurischer Sicht geschrieben und deshalb natürlich nicht unbedingt in jedem Punkt historisch korrekt. :)

Borbarad war auch damals schon ein ganz schön schlimmer Finger: Er folterte beispielsweise einen Praios-Geweihten zu Tode, um das Geheimnis der Karmaenergie zu lösen. Er tötete zahlreiche Zwerge, um deren hohe Magieresistenz zu ergründen. Er schändete ein elementar-magisches Tal im Finsterkamm, um sich selbst Unmengen an Astralenergie zu verschaffen. Er schickte Dämonen und Chimären durch Gorien und Mhanadistan, um sich das Land dort untertan zu machen. Er beschäftigte sich intensiv mit Dämonologie in allen Auswüchsen. Er tötete angeblich seine eigene Mutter. Und noch vieles mehr...

Sebastian

Firim

[ | 07-12-03 | 12:36 | #5 ]

Hallo esahrets0,

Zitat:   Ich bin mit der Philosophie des alten Borbarad vertraut, sehe darin auch eine Gefahr für einzelne Individuen, aber keine so große Gefahr, die Rohals Handeln gerechtfertigt hätte. So wie ich es sehe, geht es Borbarad doch wohl um Freiheit, und zwar in einer völlig neu definierten Form. Dadruch ist doch nicht die gesamte dritte Sphäre bedroht, oder?




Naja, ich denke: Doch!

Ich muss dazu sagen, daß ich nie so richtig die Unterscheidung zwischen dem "alten" und dem "neuen" Borbarad verstanden habe - für mich (in meinem Aventurien) existiert sie eigentlich nicht. Ich sehe das mehr als eine Art konsequente Weiterentwicklung (durch die Limbus-Zeit vielleicht noch ein wenig verstärkt oder verzerrt).
In einigen der neueren Abenteuer, z.B. GM, wird angedeutet, daß Borbarad auch damals schon vorhatte, "Grenzenlose Macht" zu erhalten. Die konsequente Weiterentwicklung seiner Philosophie der Freiheit bedeutet für ihn nicht nur Freiheit von menschlichen Normen, sondern auch Freiheit von seiner "Verwandtschaft", den Göttern und dem Mysterium von Kha etc.
Wenn ich mich recht entsinne, wird Borbard in "Der Lichtvogel" von Atavar Friedenslied gefragt, warum er die Harmonie der Sphären zerstören will, und Borbarad antwortet ganz lapidar: "Weil ich es kann".

Rohal weiß das natürlich alles. Und wie in "Die Legende von Asserbad" deutlich wird, versucht er zunächst, Borbarad auf "seine Seite" zu ziehen". Doch das misslingt. Rohal weiß oder ahnt, wozu sein Bruder fähig und willens ist - daher zieht er gegen ihn in den Krieg. Nach meiner Interpretation stoppt er ihn so gerade noch rechtzeitig, um die sphärischen Katastrophen, die Borbi nach seiner Rückkehr verursacht, zu verhindern, bzw. sie aufzuschieben, bis die Zeit reif ist, reif für die Sieben Gezeichneten...

Gruß,

Firim

esahrets0

[ 07-12-03 | 13:50 | #6 ]

Vielen Dank Leutz,


"Die Legende von Assarbad" ist bereits bestellt und ich freue mich schon mehr über diesen charismatischen Charakter zu erfahren und meine Helden in (noch ferner) Zukunft durch die G7-Kampagne zu begleiten. Was ich auf jeden Fall schon jetzt bei SuS gelernt habe, ist, dass dem Meister ein riesiges Hintergrundwissen abverlangt wird, das gerade in der Anfangsphase schwer zu bekommen zu sein scheint (um so besser, dass ich erst jetzt in dieses Thema einsteige da es endlich eine wachsende Sammelstelle von Borbi-Infos gibt) . Es gibt kein Abenteuer, auf das ich mich bis jetzt länger vorbereitet habe als auf SuS und doch war es nicht genug, denn hier steckt bereits (vorallem mit Blick auf die folgende G7) viel mehr dahinter, als ich zunächst vermutet habe.
Zu dem philosophischen Traktat kann ich nur sagen, dass ich es wirklich sehr gut fand (sieht man mal von dem letzten Vermerk ab) und dort habe ich zum ersten Mal üebrhaupt gelesen, dass es Borbarad um eine neudefinierte Freiheit ging, die natürlich mit der allgemeingültigen Ethik nicht verinbar ist.

Ich freu mich schon auf den weiteren Ausbau dieser Seite, weiter so.

Beste Grüße,

esahrets0

Ebrajin von Tuzak

[ 08-12-03 | 13:20 | #7 ]

Hoi Leute,

da das Traktat ja auf meinem Mist gewachsen ist vielleicht an dieser Stelle noch ein paar kurze Anmerkungen:

1. Hauptquelle ist "Die Legende von Assarbad" was ich fuer das Pflichtbuch ueberhaupt halte da es meines Wissens nach die einzige Quelle ist die sich mit Borbis Krieg der Magier-Inkarnation im Fruehstadium um es mal so auszudruecken auseinandersetzt.

2. Borbis Entwicklung: In den letzten 500 Jahren gibt es zwei Brueche in der Entwicklung Borbarads: Den ersten als er als Tharsonius im Alter von ca. 70 Jahren seine (Halb-)Goettlichkeit erkannte, bzw. die Erinnerung an einige fruehere Leben zurueckerhielt. Davor war er zwar ein relativ kompromissloser Wissenschaftler aber ansonsten voellig im normalen schwarzmagischen Rahmen. Er hat sich ja auch in der Hierarchie der Schwarzen Gilde bzw. der Al'Achami hochgearbeitet, war stolz auf seinen Spektabilitaetsposten etc.
Nach diesem Bruch erkennt er dass er viel mehr sein kann und mehr ist als nur ein Mensch. Er bricht viele Kontakte ab, zieht in die Gor und widmet sich den diversen definitiv goetterlosen Experimenten wie von Sebastian oben erwaehnt.
Warum Rohal nun gegen seinen Bruder gezogen ist kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen da ich eigentlich auch der Meinung bin dass das angesichts Borbis Lehre etwas ueberzogen ist. Die einzige wirklich logische kosmologische Erklaerung fuer mich ist dass es schlicht passieren musste, wg. karmatischer Kausalknoten, fortwaehrendem Konflikt der beiden etc.
Wie dem auch sei, Borbi wird in den Limbus oder wohin auch immer verbannt und von Liscom wieder zurueckgerufen, zweiter grosser Bruch. Im Limbus ist Borbi inzwischen voellig wahnsinnig geworden. Es geht ihm nicht mehr um Forschung sondern nur noch darum, allen seine Groesse zu beweisen und damit Rache zu nehmen. Er bedient sich Mittel, die er frueher wohl nie benutzt haette wie der Daemonenkrone, der Vielleibigen Bestie, stoest Pforten des Grauens auf usw. Er will nichts mehr erforschen, er riskiert bewusst die voellige Vernichtung der Schoepfung, der er ja auch selbst angehoert (schliesslich ist er zu einem guten Teil auch menschlich). Er ist schlicht wahnsinnig und damit auch keiner Argumentation mehr zugaenglich.
Daher halte ich auch die These fuer falsch, dass sich seine Entwicklung normal vollzogen hat.
Um mal eine These aufzustellen: Ich halte es fuer warscheinlich, dass der Krieg der Magier kosmologisch gesehen schlicht ein Fehler war, der Kampf der Brueder hat nicht wie normalerweise (z.B. in den Skorpionkriegen) mit dem Tod eines der beiden oder beider geendet sondern mit etwas, das nicht einmal ein Halbgott verarbeiten kann. Daher war auch der Abstand zur letzten Konfrontation mit 450 Jahren recht kurz (davor warens ja fast 3000 Jahre oder so).

Soweit meine Gedanken zu der Sache.

Norbert

Firim

[ | 08-12-03 | 17:43 | #8 ]

Kurz eine Bemerkung zum Wahnsinn Borbarads:

Ebrajin schrieb:

Zitat:   Er ist schlicht wahnsinnig und damit auch keiner Argumentation mehr zugaenglich.



Wie oben schon angemerkt, ich halte Borbi (zumindest in meinem Aventurien) nicht für Wahn- oder Irrsinnig, zumindest nicht im klassischen Sinn.
Und das hat in aller erster Linie dramaturgische Gründe. Denn Geschichten, in denen gegen einen Bösewicht gekämpft wird, der schlichtweg Verrückt ist, finde ich total langweilig.

Wenn es schon gegen das "Böse" geht, dann muss dieses Böse eine unglaubliche Faszination haben, auf einer rational-argumentativen Ebene sollte man es kaum wiederlegen können.
Beispiel LOTR: Saruman ist für mich nicht wahnsinnig, er sieht einfach keine andere Möglichkeit, zu überleben, wenn er sich nicht mit Sauron verbündet. Gandalf hingegen legt seine ganze Hoffnung in einen kleinen Hobbit... Wer sollte es Saruman verdenken, daß er diese Hoffnung Gandalfs nur als töricht ansehen kann?

Anderes Beispiel: Von allen James Bond Filmen ist auch für mich "Goldfinger" der beste. Und zwar in erster Linie aus dem Grund, weil Goldfinger alias Gert Fröbe der einzige Gegenspieler der Bond-Geschichte ist, bei dem ich mir vorstellen konnte, daß er tatsächlich gegen James Bond gewinnen kann (man vergleiche damit v.a. die letzten James Bond-Filme....).

Zurück zu Borbi: Ohne jetzt unbedingt auf der Ebene seiner Philosophie diskutiren zu wollen (da kennt sich Ebrajin sicher besser aus):
Wieso soll man Borbi als Wahnsinnig bezeichnen? Er erreicht ja fast all seine Ziele, das Schicksal der Welt steht während der Kampagne oft genug auf Messers Schneide. Ein Verrückter könnte meiner Meinung nach keine solchen fast perfekten Pläne schmieden, eine hochintelligente, brilliante, lediglich die Welt ein wenig "unterschätzende" (ein Wort Rohals!) Gestalt, wie Borbi für mich eine ist, schon.

Gruß, Firim

Sebastian Administrator des Borbarad-Projekts

[ | url | 08-12-03 | 19:16 | #9 ]

Hm, da haben wir wohl ein unterschiedliches Verständnis von Wahnsinn. Für mich ist Wahnsinn nicht gleichbedeutend mit Dummheit, Chaos oder Ziellosigkeit.
Du hast völlig recht, dass Borbarad als hochintelligenter, brillianter Stratege (nicht nur auf dem Schlachtfeld) und Intrigant dargestellt werden sollte, dessen Pläne so unglaublich vorausschauend und perfekt erscheinen, dass ihm kaum beizukommen ist. Er ist ein verdammter Halbgott, der sich auf keinen Fall in die Karten schauen lässt! Er pokert hoch und ist sich doch schon vorher des Sieges gewiß.
Aber gerade diese Überlegenheit macht ihn etwas zu selbstsicher und so unterschätzt er die Gezeichneten...

Seinen Wahnsinn macht jedoch etwas ganz anderes aus. Denn seine Ziele sind völlig irrational geworden. Früher wollte er die maximale Erkenntnis erreichen, wollte unendliches Wissen horten und ging dazu skrupellos über Leichen. Nicht schön, aber nachvollziehbar.
Seit seiner Rückkehr ist er aber von Wahnsinn zerfressen (den Amazeroth ihm eingeflüstert hat). Er will sich selbst und der Welt beweisen, dass er absolut frei sein kann. Er handelt nicht mehr aus rationalen Gründen heraus, sondern aus purem Trotz, gekränktem Stolz und dem Wahnsinn der siebten Sphäre. Er würde sogar die gesamte Schöpfung vernichten, nur um zu beweisen, dass er es kann. Das ist völlig irre, denn damit vernichtet er auch sich selbst.
Wie Du ja selbst weiter oben schon geschrieben hast: Er will die Harmonie der Sphären aus dem einzigen, nichtigen Grund vernichten, weil es ihm möglich erscheint. Also wenn das nicht wahnsinnig ist... ;)

Sebastian

Firim

[ | 08-12-03 | 22:20 | #10 ]

Hi Sebastian,

O.K., erstmal eine kurze Begriffsklärung von Wahn- oder Irrsinn, auf die wir uns sicher alle einigen können:
Unter Wahnsinn - zumindest im Falle Borbarads u. sonstiger Bösewichter - würde ich verstehen, wenn die Wirkungen der Taten und eingesetzten Mittel keinem rational-sinnvollen Ziel mehr dienen. Das beste Beispiel nennst Du ja:

Zitat:   Er würde sogar die gesamte Schöpfung vernichten, nur um zu beweisen, dass er es kann.


Soviel erstmal dazu, ich komme nachher wieder darauf zurück.

Jetzt zum "früheren" Borbarad, bzw. zu Tharsonius von Bethana:

Du schreibst:

Zitat:  Früher wollte er die maximale Erkenntnis erreichen, wollte unendliches Wissen horten und ging dazu skrupellos über Leichen. Nicht schön, aber nachvollziehbar.



Dem stimme ich vollkommen zu - wenn es um Tharsonius von Bethana VOR seinem von Ebrajin so bezeichneten ersten Bruch geht - also bevor er erkennt, daß er ein Sohn des Nandus & Alveraniar des verbotenen Wissens ist.
Für mich beginnt jedoch die relativ gerade Linie nach diesem Ereignis. Ich stelle mir das ein wenig so vor, daß er die nächsten Jahre damit zubringt, auszuprobieren und zu erahnen, wozu er fähig ist. Die Erkenntnis, was er ist, öffnet ihm ungeahnte Möglichkeiten, frühere, durch die Ordnung der Welt und durch Alveran festgelegte Grenzen, beginnen zu verschwimmen, Erinnerungen oder Ahnungen früherer Inkarnationen flackern auf, seine Philosophie der unbedingten Freiheit erweitert sich (für ihn selbst) ins Kosmische. Er betreibt seine Forschungen weiter, jedoch viel effizienter und weitreichender als vor dem ersten Bruch (z.B. entdeckt er "Sphärenriss" unter Arras de Mott). Und bis zur ersten Konfrontation mit Rohal ist in ihm bestimmt schon der Plan bzw. das Ziel herangereift, der Herr des neuen Zeitalters zu werden. Der einzige, der ihm dabei noch im Weg steht, ist sein Bruder Rohal (wobei die Wut darüber, daß Rohal über 100 Jahre lang Aventurien regierte, sicher auch eine Rolle spielt).
Nun gut, sien Vorhaben misslingt, die Helden aus der Zukunft zerstören seinen Plan und Rohal wirft ihn in den Limbus.

Doch die Frage ist nun: Was passiert mit ihm im Limbus?
Ich meine: eigentlich gar nicht so viel!
Natürlich: Sein Wut und Ärger über die erlittene Schmach sind unermesslich, Sein Hass auf die Götter und Rohal steigert sich noch in bedeutsamer Weise. Und er schmiedet weiter an seinen Plänen.
Doch ich sehe darin in erster Linie quantitative Veränderungen bezüglich der Intensität seiner Gefühle und seiner Pläne, keine grundlegend qualitativen Änderungen.

Nach seiner Rückkehr hat er immer noch das gleiche Ziel, nämlich die Herrschaft über die Welt. Ja, er ist grausamer, unerbittlicher und wohl auch engstirniger geworden. Aber er handelt nicht bloß aus Trotz und verletztem Stolz - wiewohl diese "psychologischen" Momente dazukommen.
Er handelt meiner Meinung nach immer noch rational-verstehbar: Nach der ins Kosmische erweiterten Philosophie der eigenen Freiheit, nach der die Herrschaft dem Stärksten zusteht, beginnt er nun planvoll die Macht über alle Sphären an sich zu reissen, und zwar mit Hilfe der magischen Mächte, die alle Sphären durchströmen. Und dabei nimmt er auch die Pakte in Kauf, da er sich jedem Erzdämon überlegen fühlt (und vielleicht in gewisser Weise auch ist).
Zwar befindet sich ein "wahnsinniges Moment" in seinem Denken & Handeln - denn er würde wohl, wenn es gar nicht mehr anders geht, die Vernichtung der Schöpfung (und damit seiner selbst) in Kauf nehmen, um zu beweisen, daß er recht hat. Darin stimme ich Dir voll zu, und ob er zu diesem Schritt schon vor seiner Verbannung in den Limbus bereit gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln.
Der Punkt ist jedoch der, daß er darauf nur im äussersten Notfall zurückgreifen würde. Sein Ziel ist eben gerade nicht die Vernichtung, sondern die Herrschaft - und dieses Ziel und seine feste (und nachvollziehbare) Überzeugung, es auch erreichen zu können, leitet fast all seine Schritte.

Das erklärt auch, warum er zuletzt sein Ziel doch nicht erreicht: Nach seiner Theorie herrscht in der Welt ein purer "Sozial-Darwinismus": Der stärkere Überlebt. Er ist völlig unfähig zu erkennen, daß es darum letzten Endes nicht unbedingt geht.
Besiegt wird er m.E. durch folgende 3 Elemente, die alle seinem Denken fremd sind:
1. Die Selbstopferung Rohals für seinen Bruder
2. Die Selbstofperung der Gezeichneten für die Welt (denn wohl jedem Gezeichneten ist vorher klar, daß er diese Konfrontation nicht überleben wird - ob sie doch überleben, ist eine andere Frage)
3. Die List der Götter, die Borbarad nicht vernichten, sondern seine Seele retten wollen (und dabei wieder ein Halbgott sich opfert).

Ich denke, v.a. der dritte Punkt wäre Borabarad niemals in den Sinn gekommen. Denn trotz allem scheinen die Götter ihn immer noch als einen der Ihren zu sehen - zwar gefallen, aber nicht verloren.

So, das war mein Versuch, der Kampagne einen mir nachvollziehbaren (dramaturgischen) Sinn zu verleihen und ihn hoffentlich auch verständlich zu machen.


Gruß,
Firim

Sebastian Administrator des Borbarad-Projekts

[ | url | 08-12-03 | 23:52 | #11 ]

Ja, ich sehe schon, unsere Vorstellungen sind garnicht so verschieden. ;)

Ich stimme Dir in jedem Punkt zu, bis auf diesem:

Zitat:  Der Punkt ist jedoch der, daß er darauf nur im äussersten Notfall zurückgreifen würde. Sein Ziel ist eben gerade nicht die Vernichtung, sondern die Herrschaft - und dieses Ziel und seine feste (und nachvollziehbare) Überzeugung, es auch erreichen zu können, leitet fast all seine Schritte.


Für mich sieht Borbarads Handeln während der Kampagne nicht danach aus, als wolle er die Welt erobern, um sie zu beherrschen. Genau genommen interessiert ihn die Welt doch garnicht.
Sein Krieg in Tobrien hat nicht etwa zum Ziel, das Land zu unterwerfen, sondern zentrale Punkte seiner Machterweiterung gegenüber der Götter zu gewinnen.
Er öffnet zahlreiche Pforten des Grauens, durch die unzählige Dämonen in die Dritte Sphäre quellen und ein Drittel des gesamten Kontinents pervertieren. Er weckt das Omegatherion, für dessen Vernichtung schon einmal drei Giganten sich selbst opfern mussten und die Schöpfung verwüstet wurde. Er erobert die Dämonenzitadelle und öffnet deren Tore. Er reißt mehrere Löcher in das Sphärengefüge, so dass sich sogar Sternbilder verschieben. Er beschwört die Macht Agrimoths, Asfaloths, Charyptoroths und Nagrachs über Meer und Land. Er lässt seine Gegner und auch Zivilisten gnadenlos töten und in seinen Untoten Heerbann eingliedern.
Kurzum: Wo Borbarad hingeht, bleibt nur totale Verwüstung und erzdämonische Perversion zurück. Aber nichts, was er noch beherrschen könnte.

Meiner Ansicht nach ist die Dritte Sphäre für Borbarad nichts weiter als sein Schlachtfeld im Kampf gegen die Götter und höheren Prinzipien, von denen er sich lossagen will. Ihm ist völlig gleichgültig, was mit der Schöpfung geschieht, was mit den Göttern geschieht und dass die ganze Ordnung dem dämonischen Chaos anheim zu fallen droht.
Im Grunde genommen ist es ja auch nicht mehr Borbarad, der da handelt, es ist Amazeroth, der in einem erzdämonisch perfiden Plan einen gefallenen Alveraniar zu seinem Werkzeug gemacht hat. Im Grunde ist die Gezeichneten-Kampagne nichts weiter als ein weiterer titanischer Kampf zwischen Göttern und Erzdämonen, so wie einst Götter gegen Giganten oder Götter und Drachen gegen namenlose Schrecken kämpften. Die Helden erleben dabei nur einen winzigen Teil dieser Auseinandersetzung mit, nämlich genau den, der in der Dritten Sphäre ausgetragen wird. Doch sie können erahnen, wieviel größer und wieviel gewaltiger dieser Kampf in Wahrheit sein muss.

So bekommen nämlich auch die Sieben Zeichen schlussendlich einen Sinn: Borbarads gigantischer Kampf um seine fehlgeleitete Freiheit tobt durch sieben Sphären. Die Ordnung im Urgrund wird ebenso erschüttert, wie die Feste Alveran und das Firnament der Sechsten Sphäre, das elementare Gleichgewicht wankt ebenso, wie der Vierten Sphäre die Seelen der Toten vorenthalten werden.
Deshalb entfesseln die Gezeichneten Graufang und trotzdem nimmt die Welt keinen Schaden: Graufang schlägt Borbarad nicht an der Trollpforte, er jagt ihn durch alle sieben Sphären und vernichtet schließlich seine Göttlichkeit vor der Feste Alverans. Das Seelentier des Zweiten Gezeichneten kämpft stellvertretend für die Abertausenden von verlorenen Seelen um die halbgöttliche Seele Borbarads. Der geschuppte Dritte Gezeichnete liefert sich einen titanischen Kampf gegen einen gefallenen Gott, wie einst der geschuppte Famerlor den gefallenen Gottdrachen Pyrdakor bezwang. Die Gezeichneten konfrontieren Borbarad mit der Menschlichkeit: Emotionen! Hass, Wut und Gier, aber auch Liebe, Verständnis und gnadenvolle Gutmütigkeit. Gefühle, die der planvoll zerstörende und kalt berechnende Borbarad nicht mehr kennt, denn er vernichtet nur noch um der Vernichtung Willen.

Borbarad hat 400 Jahre lang im Limbus nichts anderes tun können, als auf Rache zu sinnen und Pläne zu schmieden. Sein Hass ist 400 Jahre alt und sein Plan ist so perfekt, weil er 400 Jahre Zeit hatte, an ihm zu feilen. 400 Jahre im schmerzenden Nichts, nur umgeben vom verführerischen Flüstern Iribaars. Wer wird da nicht wahnsinnig?

Sebastian

Firim

[ | 09-12-03 | 01:54 | #12 ]

Du hast recht, arg weit auseinander sind wir nicht, aber das wäre kein Diskussionsforum, wenn ich nicht doch noch etwas an Deinen Ausführungen auszusetzen hätte ;-)

Aber erst mal kurz eine Klarstellung:

Als ich oben geschrieben habe, daß Borbi die Welt beherschen will, da war ich unpräzise: Er will der Herrscher der gesamten Schöpfung werden!
Und daher sind seine "eigentlichen" Feinde natürlich die Götter und ich stimme Dir vollkommen zu, daß er keinen klassischen Eroberungsfeldzug führt, um die Macht in Aventurien zu erlangen, sondern in der dritten Sphäre (und auch in den anderen) gegen die Götter kämpft.

Aber nun zu meinem Widerspruch - und der ist in erster Linie wieder dramaturgisch begründet, also etwas unabhängig davon, was in offiziellen und inoffiziellen Publikationen zu finden ist.

Mir gefällt die Vorstellung, daß Borbarad im Endeffekt nur noch eine Marionette Amazeroths ist, überhaupt nicht. Damit verschenkt man diese faszinierende Figur. Zwar spielt Amazeroth für mich eine nicht zu unterschätzende Rolle (und auch der Namenlose mag in irgendeiner Weise Einfluss auf Borbarad nehmen), aber für mich ist immer noch Borbi derjenige, der die Fäden letztendlich in der Hand hält.
Um das Gesagte zu verdeutlichen:
Wenn Borbi an der Trollpforte nicht geschlagen wird, dann hat er gewonnen - und zwar auf ganzer Linie. Ich habe zwar keine genaue Vorstellung darüber, wie die Welt (also alle Sphären) danach aussehen würden (und ich muss mir diese Gedanken hoffentlich auch nie machen ;-) ), aber der Herrscher wäre Borbarad und die Erzdämonen wären unter seiner Herrschaft, und nicht umgekehrt.

Bitte verlange keine kosmologsich-aventurische Erklärung von mir, wie das denn möglich sein sollte, ich habe keine. Diese Vorstellung ist für mich lediglich die Konsequenz aus meiner Faszination für die Gestalt Borbarads. Ich will in mir einfach nicht als wahnsinnigen, am "Tropf von Amazeroth" hängenden Ex-Alveraniar vorstellen. Mir gefällt die Vorstellung eines Borbarads, der, wenn er eben nicht von den Gezeichneten gestoppt wird, tatsächlich am Ziel all seiner Wünsche angekommen ist, einfach wesentlich besser.
(Von daher hinkt auch mein obiger Vergleich mit Saruman, der, wenn er den Ring für sich erobern könnte, dennoch lediglich eine Marionette Saurons wäre. Für mich ist Borbi in diesem Falle Sauron).

Unter dieser Vorstellung finde ich die ganze Kampagne auch in Bezug auf die anderen "übersphärischen" Wesenheiten interessanter, weil jede Beziehung zwischen Borbarad und diesen Konflikthaltig bleibt.
Beispiele:

Namenloser: Auf der einen Seite kann es dem Namenlosen nur recht sein, wenn Borbarad die Mächte Alverans zusehends schwächt. Auf der anderen Seite kann es nicht in seinem Sinn sein, wenn Borbarad tatsächlich die Herrschaft über die Sphären an sich reissen kann, denn was wäre damit für ihn gewonnen? Er hätte einen neuen Gegner, und zwar einen unglaublich Mächtigen.

Erzdämonen: Wenn Borbard nur ein Spielball der Erzdämonen wäre, hätten diese bei der ganzen Geschichte ja nichts zu verlieren. Doch nach meiner Konzeption sind auch sie in einem Zwiespalt gefangen: Auf der einen Seite unterstützen sie Ihn in seinem Kampf gegen die Schöpfung und "erbeuten auch ein paar Schätze", auf der anderen Seite wären sie im Falle eines Sieges von Borbarad unter seiner "Knute"...

Götter: Die Götter könnten ja auch "einfach" aus Alveran herabsteigen und Borbarad zerfetzen (in Brig Lo sind sie ja schon mal auf Dere gewandelt). Doch das würde (a) Borbis Theorie betätigen, wonach der Stärkste die Macht erringt und (b) würden sie dabei sicherlich seine Seele an die Erzdämonen verlieren - und das kann, zumindest nach dem Fall Pyrdacors, eigentlich nicht in ihrem Sinne sein (ich stell' mir gerade die Streiterein zwischen Hesinde & Praios vor - und Travia, die zu Tisch bittet... ;o) ).
Folglich müssen sie einen anderen Weg suchen, um ihn aufzuhalten - und schwupps, da sind wir bei unseren Gezeichneten...

So gesehen ist das ganze für jeden ein Lotteriespiel: Weder der Namenlose, die Erzdämonen noch die Götter haben ein Interesse an Borbis vollkommenen Sieg (interessante Interssengemeinschaft, nicht wahr?), der nützt nur Borbi wirklich etwas. Dennoch wollen sowohl die Erzdämonen als auch der Namenlose, Borbard für ihre Sache benützen - also muß er "möglichst weit kommen". Die Götter setzen alles auf eine Karte und vertrauen "Ihrer" Schöpfung, also, um es mit Rohal zu sagen, der "Welt, die ER immer unterschätzt hat" - müssen aber einen hohen Preis dafür bezahlen, nämlich die Schwarzen Lande....

So ungefähr habe ich mir das ganze zurechtgelegt - Allerdings wird wohl keiner meiner Spieler (bzw. deren Chars) auch nur annähernd am Ende wirklich begreifen, welche kosmologischen Mächte da in welch merkwürdigen Beziehungen zueinander stehen. Das bleibt reines Meisterwissen, daß ich erst nach der Kampagne (und wohl auch nur nach viel Alkohol) auszuplaudern bereit bin.

Gruß,
Firim

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