Meine Gezeichneten machten ebenfalls einen Abstecher nach Selem und wollten dort natürlich auch die berühmte Silem-Horas-Bibliothek besuchen.
Ich habe es damals so gemacht, dass Bibliothek und Akademie einst auf demselben Campus standen und die dämonische Verseuchung entsprechend beide betroffen hat.
Dennoch gab es bei mir noch einen alten, völlig verrückten Bibliothekar, der bis heute die Schriften dort hütet. Die Helden klopften bei ihm an, nachdem ihnen empfohlen wurde, die Bibliothek am besten garnicht zu betreten, wenn dann aber nur in seiner Begleitung. Er öffnet, war freudig überrascht, Besuch zu bekommen und ließ es sich nicht nehmen, sie vorher auf einen Tee einzuladen. Er servierte ihnen in einem völlig unbeleuchteten Raum (nur durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden fiel etwas Licht hinein) leere Tassen, verrührte dann in seiner eigenen einen Löffel Kandis und nippte daran.
Die Helden wunderten sich, spielten das Spielchen dann aber mit und nippten ebenfalls an ihren leeren Tassen, füllten sie aus der leeren Kanne wieder auf und unterhielten sich währenddessen mit dem Bibkliothekar. Dabei stellte sich heraus, dass er wohl schon ewig diesen Posten bekleidet, aber selbst nicht genau weiß, wie lange eigentlich. Überhaupt scheint er ein ziemlich seltsames Zeitgefühl zu haben, da er von lang zurückliegenden Ereignissen berichtet, als seien sie gerade erst passiert, andererseits aber aktuelle Geschehnisse wie Märchen von vor langer Zeit erzählt.
Irgendwann stand er mal auf, ging in die Ecke des Raums und pinkelte dort auf den Boden. Dann kam er zurück, als sei es die normalste Sache der Welt. Er wechselte im Gespräch völlig unvermittelt das Thema, gab Antworten auf Fragen, die nie gestellt wurden, und stellte seinerseits Fragen zu privaten Angelegenheiten der Helden, die er eigentlich garnicht wissen konnte. Dabei formulierte er sie aber tatsächlich so, dass es durchaus auch ein Mißverständnis sein könnte.
Später nahm er die Helden dann natürlich auch noch mit in die Bibliothek, in der sich ein Mactan (oder wie dieser riesige Spinnendämon) mit vielen kleinen dämonoiden Spinnen eingenistet hatte. Während der Bibliothekar völlig unbeeindruckt von den Spinnen zwischen Weben und Kokons durch die Regale streifte, gruselte es die Helden vor den Spinnen, die jeden ihrer Schritte argwöhnisch beäugten. ("Ja, bedauerlicherweise haben wir in letzter Zeit ein kleines Problem mit Ungeziefer. Aber das ist nicht der Rede wert..." - Währenddessen kämpften die Helden gerade gegen zwei Spinnendämonen, denen sie versehentlich ins Netz gelaufen waren.)
Im weiteren Verlauf dieser gruselig-abstrusen Besichtigung waren die Helden sich dann sicher, dass die Bibliothek wohl wirklich besser geschlossen bleiben sollte, wenn nicht jeder Besucher ebenso wahnsinnig werden will, wie der Bibliothekar. Dafür fanden sie dann aber auch ein interessantes Werk über den alten Tulamiden Bastrabun und dessen Bannspruch, das ihnen bekanntlich im weiteren Verlauf der Kampagne noch hilfreich sein würde.
Sebastian
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