Ich finde die Ideen von Phaldas schlüssig und möchte sie mit einer anderen Perspektive auf das Ende der Kampagne ergänzen:
Ich denke es geht hier um den Umgang mit Macht.
Die Globule selbst mag ein Preis gewesen sein, den Borbarad in einer früheren Verhandlung abgelehnt hätte, als er noch mehr Macht und andere Ziele hatte. Doch hat er keine Wahl, das "Geschenk" anzunehmen oder abzulehnen - es ist nicht mehr an ihm, sein Schicksal zu entscheiden. So fragt er, ungewohnt Schicksalsergeben - "Was ist mir bestimmt?". Die freundliche Umarmung ist kein Angebot im Sinne eines Handels, sondern ein Zeichen der Gnade des Siegers für den Besiegten. Nicht ganz uneigennützig natürlich, da Borbarad ja wohl bis zum Ende der Zeit (und nicht nur eines Zeitalters) dort gefangen ist und seine Seele so von keinem der vielen Erzdämonen, die nun Anspruch erheben mögen, gestohlen werden kann.
Ich sehe darin bei aller Notwendigkeit im Kampf um die Seelen einen Akt der Vergebung, mit der die Götter ihren verlorenen Sohn auf der rechten Seite willkommen heißen. Das mag zynisch klingen im Angesicht einer ewigen Freiheitsstraße, doch verbüßt er sie im wohl luxuriösesten Gefängnis, das man sich wünschen kann; immerhin zeigt sich Borbarad selbst überwältigt mit seinem ungläubigen Ausspruch "Und all das soll mir gehören?". Ich nehme an, dass er innerhalb der Grenzen dieser anderen Welt eben doch alle Freiheit hat, die er wünscht und seinem Naturell gemäß auch braucht.
Ich finde erfrischend, dass am Ende dieses gigantischen Kampfes dem Widersacher eben nicht im Kampfrausch und mit Rachsucht der Kopf abgeschlagen wird, sondern nach dem Überwinden des Feindes ein Auskommen gesucht wird. Die angestrebte Lösung berücksichtigt diesmal die Natur des Feindes und des Konfliktes und bietet einen Weg, der Zukunft hat. So ist zum ersten Mal nach mehreren Zeitaltern sichergestellt, dass die Spirale der Gewalt ein Ende hat. Darüber hinaus stehen die Chancen nicht schlecht, dass Borbarad am Ende der Zeit keinen Groll mehr gegen die Götter hegt und sich für die richtige Seite entscheidet. Dass diese Entscheidung letztlich frei sein muss, ist meines Wissens Teil des Mysteriums von Kha und ein Grund, warum die jenseitigen Entitäten generell nicht direkter auf ihren Endsieg hin arbeiten.
Die Macht liegt letztlich weder in den Händen eines einzelnen (letztlich) Sterblichen, noch in den Händen der Dämonen, die ihn sein Werkzeug sein sollten und denen er doch schon verfallen war. Sie liegt wieder da, wo sie hingehört: Bei den Göttern, deren Plan am Ende aufgeht.
Die Strafe Satinavs besteht dabei nicht im Schaffen der Globule selbst (wobei sie der Zeit entrückt sein und so erst zum Gefängnis werden mag), sondern in dem vorangehenden Schritt, Borbarad die gestohlene Zeit von 400 derischen Jahren zu entreißen und damit sein körperliches Ende zu besiegeln. Dass Borbarad sich in einer so verwundbaren Position wiederfindet, dass er sich dagegen nicht wehren kann (sonst hätte sein Treiben wohl schon eher ein Ende gehabt), ist der Verdienst der Gezeichneten. Im Verhältnis der anderen beteiligten Mächte mögen sie auch nach diesem legendären und heroischen Sieg immer noch wie relativ kleine Lichter wirken, wie Werkzeuge der Götter - in meinen Augen sind sie nie etwas anderes gewesen. Ähnlich wie Jim am Ende von American Pie feststellt - (entsetzt) „Ich wurde benutzt?!?" - (stolz) "„Ich wurde benutzt! Cool.“, denke ich, dass dies die Gezeichneten erst recht zu Helden macht.
Sollten sie sich selbst zu Göttern oder darüber erheben wollen, wären sie auf der Gegenseite wohl besser aufgehoben gewesen ;)
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