Das Borbarad-Projekt

Zitatesammlung für die Kampagne

Auf dieser Seite wollen wir gemeinsam mit den Besuchern des Borbarad-Projekts eine Sammlung von nützlichen und/oder stimmungsvollen Zitaten aufbauen, die zur Untermalung oder Unterstreichung bestimmter Abenteuersituationen genutzt werden können. Das können großartige Reden zum Auftakt der Dritten Dämonenschlacht sein, Begräbnisreden für gefallene Gefährten, philosophische Aussprüche von Helden und NSCs (zum Wesen Borbarads und Rohals, Satinavs oder der Sieben Zeichen, z.B.), letzte Heldenworte oder gar ganze ausformulierte Dialoge. Alles was zur BK passt und anderen Spielleitern vielleicht nützlich sein kann! Wir freuen uns auf eure Beiträge. :)

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Es gibt 66 Zitate

66 Zitat von Arnôd Scriptatore

(Mysteriöser Mentor und Lehrer der Gezeichneten)
"Freiheit ist eine Illusion des Geistes. Wenn Sie denn je existiert hat, so verschwand sie nachdem LOS SUMU erschlagen hatte und aus Scham vor seiner eigenen Tat seine Freiheit beschränkte. Der Geist der Möglichkeit vereinigte und unterwarf sich dem Leib der Wirklichkeit. Absolute Freiheit kann jedoch nur im Möglichen existieren. Diese Diskrepanz ist es, warum sowohl Borbarad als auch Rohal, als real existente Symbole ihrer jeweiligen Philosophien, scheitern werden."

"Wir alle sind nicht viel mehr als Figuren auf einem kosmischen Spielbrett. Die Frage ist also viel weniger ob man einer der Spieler werden kann oder ob man aus diesem Spiel aussteigen kann, sondern vielmehr welche Figur man wählt zu sein."

"Unsere Welt ist nur Illusion. Wie ein Scharlatan ein Abbild eines Drachen beschwören kann, so ist ein Mensch mit ausreichend Macht und genügend Verstand in der Lage Realitäten zu verändern. Ometheon war ein Kleingeist. Durch unseren Glauben können wir nicht nur Götter erschaffen, wir können sogar auf das zentrale Prinzip LOS zugreifen und damit der Welt unseren Willen aufzwingen."

"Die Macht einer Person ermisst sich aus seiner Gabe Geist, Umwelt, Raum und Zeit beeinflussen zu können. Als Mittel hierzu kommt nur das gestaltende Element des Nayrakis in Frage. Da die Götter uns ihr Nayrakis für unsere eigenen Zwecke nicht leihen wollen müssen wir uns mit der ungleich roheren Sternenkraft begnügen. Auch Borbarad hat diese Wahrheit verstanden..."

"Bewunderung ist das Gefühl, dass am weitesten vom Verstehen entfernt liegt."

"Die vor uns liegenden Zeiten werden schwer. Aber gleichzeitig werden sie die Menschheit auf eine Ebene mit den alten Hochelfen, Echsen, Trollen und sogar den Drachen heben. Verzagt nicht an Eurer Rolle im Mittelpunkt dieser Geschehnisse. Sie ist nämlich nicht Fluch sondern Privileg."

"Wie immer gehst du mit roher Gewalt vor, alter Freund. Nach all den Jahren in denen wir zusammengearbeitet haben hast du noch immer nicht verstanden, dass erst die Raffinesse den sicheren Sieg bringt."

"Ihr seid ein Diener des Namenlosen, Jaakon Luminoff, und empfangt damit seine Kräfte um sein Werk zu errichten. Damit steht ihr auf einer Stufe mit einem Paktierer des Iribaar. Ich hingegen gebiete über die Kräfte eines Erzdämonen. Würdet Ihr euch gegen eine Person stellen, die die Macht des Namenlos nach ihrem Willen zu lenken vermag?"

"Ein Kampf gegen alle Gezeichneten auf einmal wäre selbst für mich aussichtslos gewesen. Doch das brauche ich auch nicht. In all den Jahren in denen wir uns nun schon kennen, konnte ich für genau diesen Augenblick planen. Wenn ihr denkt dass Borbarad eure Schwächen kennt, wie wollt ihr dann jemanden besiegen, der eure Schwächen erst kreiert hat?"

"Der Glaube versetzt Berge? Nein. Meistens zerschellt er an ihnen. Aber Wissen! Damit kann man eigenhändig sogar die Pforte Alverans öffnen oder den Mühlstein der Seelenmühle aus den Angeln heben."

[ Adrian | | 14-09-2015 ]

65 Zitat von Cavalliera Maraja di Belhanka

(Sammlung von Gedichten und Liedern)
Ode an Maraskan
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Nach den Erlebnissen der Gezeichneten auf Maraskan

Oh Komm über’s Meer der Perlen, komm nach Maraskan
Nimm dich in Acht vor Garethias sonst kommst du nicht an.
Sicher find sich ein Sturm, der fröhlich zur Insel dich lenkt,
und eine Klippe die heiter und freundlich die Fremden empfängt.

Oh Komm über’s Meer der Perlen, so komme doch bald,
Preise die Schönheit der Insel und preis den Urwald,
Preise Vipern und Federn, Maraske und Krokodil
Entdecke den Dschungel, merk selbst: die Insel hat Stil.

Oh Komm über’s Meer der Perlen, dass dein Antlitz dort steht
Wo der Nachtwind die Luft teilt und dort, wo der Diskus sich dreht
Wo Bruder und Schwester Krieg führen im gerechten Streit
Wo die Kämpfer im Dschungel geteilt, aber niemals entzweit.

Oh Komm über’s Meer der Perlen, erreiche den Ort
Wo der meuchelnde Tod tsagefällig als Wiedergebort
Wie alle Fremden zuvor, wirst du die Einsicht erwerben,
Im Leben gilt es nur eins: Maraskan seh’n und sterben.


Zwerge lügen nicht
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Du schleichst dich an, einen Zwergen ran,
er hört dich und droht dir Ärger an,
spür die Skraja in deinem Gesicht
und du siehst ein,
Zwerge lügen nicht.

Ein Zwerg bestellt für sich ein Fass Bier
Und er ruft laut, das trink ich jetzt hier.
Nach dem Fass, säuft er dich noch untern Tisch
Und du siehst ein
Zwerge lügen nicht.

Ein Zwerg sagt „ich krieg Geld von dir“
Und du lachst und meinst „nicht von mir“
Doch die Doppelaxt überzeugt dich schlicht
Und du siehst ein
Zwerge lügen nicht.

Ein Zwerg meint „schwimmen kann ich nicht“
Doch das kann doch selbst der kleinste Wicht.
Und samt Kettenhemd wirfst du ihn in die Gicht
Und du siehst ein
Zwerge lügen nicht.


Es ist vorbei
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zur Ermutigung vor der dritten Dämonenschlacht

Die Welt schaut auf, hört zu ihr Streiter:
Mit Mut und Hoffnung sieht sie uns stehn,
Wir halten Stand, mit uns die Götter
Wir sehn IHN kommen / aber nicht weiter gehn
Und jetzt kommt es drauf an,
Ja jetzt kommt es drauf an
Und alle ziehn mit
Und ein Sturm kommt auf, jetzt bist du dran:

Es ist vorbei bye, bye Borbarad
Es ist vorbei, es ist vorbei bye, bye

Ja sieben Zeichen hamm sich gefunden,
In uns’ren Reihen steh’n sie ganz vorn.
Haben gerufen, gesammelt, vereinigt
IHN zu stoppen / das hamm sie geschwor‘n
Und jetzt kommt es drauf an,
Ja jetzt kommt es drauf an
Und alle ziehn mit
Und ein Sturm kommt auf, jetzt bist du dran:

Es ist vorbei bye, bye Borbarad
Es ist vorbei, es ist vorbei bye, bye.

Und jetzt kommt es drauf an,
Ja jetzt kommt es drauf an
Und alle ziehn mit
Und ein Sturm kommt auf, jetzt bist du dran:

Es ist vorbei bye, bye Borbarad
Es ist vorbei, es ist vorbei bye, bye.

[ Bernhard | | 11-04-2015 ]

64 Zitat von K., ein tulamidischer Ordenskrieger

(zu Prinz Dietrad, dem er vor der Schlacht vor Esla)
"Du darfst keine Furcht zeigen, musst dem Feind mutig in die Augen schauen - wenn er welche hat."

[ Flo | | 20-03-2014 ]

63 Zitat von Auszug aus dem Tagebuch Rexxar bren Bataks

(Diskussion der Gezeichneten im Lager der Zwölfgött)
Nach dem Rapport verließen wir das Kommandozelt und begaben uns zum Badehaus, wo wir auf einen gut gelaunten Raidri Conchobair trafen, der sich gerade mit zwei, bei der Zwölfgöttertjoste ausgeschiedenen, Rondrakämpferinnen im Badezuber vergnügte. Als er uns sah, sorgte er jedoch schnell dafür, dass seine Begleiterinnen verschwanden und frisches Wasser für uns eingelassen wurde, da er alles über die Geschehnisse der letzten Wochen von uns erfahren wollte.
Vor allem interessierte ihn die Kunde von der Schlacht auf den Vallusanischen Weiden, wo wir unter der Mithilfe von Gilia von Kurkum und Nahema geschafft hatten, was bisher noch Niemandem gelungen war – Karmoth, den blutsaufenden Stierdämon, zu besiegen. Als Aewron dann in recht bildhaften Worten den Kampf beschrieb, konnte man fast so etwas wie Wehmut in Raidris Gesicht erkennen. Er wäre gern dabei gewesen. Raidri ist ein Mann, der von solchen Abenteuern und Questen lebt. Sein ganzes Dasein dreht sich um diese Abenteuer. Er ist ohne diese Abenteuer noch viel mehr entwurzelt, als wir es sind. Da er mittlerweile auch schon recht alt ist, wird er außerdem merken, dass seine glorreichsten Tage sich dem Ende zuneigen und so kann ich mir vorstellen, dass es ihm möglicherweise sogar recht gewesen wäre in einem heroischen Kampf gegen einen so übermächtigen Gegner zu Tode zu kommen und auf immer und ewig als strahlender Held in Erinnerung zu bleiben.
Auch ich habe manchmal diese Gedanken. Gesetz des Falles, dass wir Borbarad in den nächsten Monaten wirklich besiegen und dies auch überleben, was kommt dann? Was tun wir danach?
Wir sind die größten Helden unserer Zeit, die dann vielleicht das größte Übel der vergangenden Jahrtausende besiegt haben. Ich sehne mich zwar nach den Stunden in denen ich mit meiner Tochter spielen und Zeit verbringen kann, doch irgendeine Aufgabe abseits der Familie braucht der Mensch. Ich bin kein Bauer. Ich bin kein Handwerker. Das einzige was ich kann ist das Handwerk des Kriegers.
Auch wenn es hart klingt, glaube ich manchmal, dass es besser wäre, wenn die Götter uns zu sich rufen, nachdem Borbarad gefallen ist. Denn nur für diese eine Aufgabe sind wir da! Wir sollen Borbarad endgültig zu Fall bringen. Und wie die Orakelsprüche es sagen: „Das weiße und das schwarze Einhorn werden zusammen in das Tal der Finsternis gehen!“, sind wir nun das weiße Einhorn. Wir verkörpern das, wofür Rohal stand. Wir sind der Spiegel für Borbarad und wenn er fällt, sollten auch wir fallen, um den Kreis zu schließen und der Welt einen wirklichen Neuanfang zu bescheren. Wir würden den Menschen als die großen Helden in Erinnerung bleiben, die den Spährenschänder, den Öffner der Tore, den Dämonenmeister zur Strecke brachten und nicht als die alten klapprigen Männer und Frauen, die in ihrer Jugend einmal Helden waren.
Als ich diese Gedanken äußerte, schauten mich vor allem diejenigen in der Runde mit entsetzten Augen an, die kein Waffenhandwerk gelernt hatten, wohingegen Abraxar und Aewron deutlich erkennen ließen, dass sie ähnlich denken. Veritas sprach davon, dass es noch so Vieles zu erledigen gibt und ihr im Leben bisher so wenig Zeit dafür geblieben ist. Es gibt so viel verborgenes Wissen, dass es zu entdecken gilt, warf Bernika ein. Als unsere Hexe dies aussprach, schweiften die Gedanken unserer Antimagierin in eine ferne Zukunft und sie malte ein Bild, wo sie in einer selbstgegründeten Akademie viel Ruhe und Zeit für ihre Forschungen finden würde, mit deren finanzieller Unterstützung sie Entdeckungsreisen in die entferntestes Regionen Deres unternehmen würde.
Zulhamin hingegen sprach davon einmal die Königin der Diebe sein zu wollen und dass sie gar nicht daran denken könne, vor ihrer Zeit diese Welt zu verlassen. Sie gedenkt ihr Amt als Frau des Sultans von Gorien und Verantwortliche für magisch Minderbegabte auszufüllen und ein wenig Politik in Mhanadistan und der grauen Gilde zu gestalten. Denn was ich zu vergessen scheine: Wir sind nicht nur Krieger sondern auch Zeitzeugen und lebendige Geschichte.
Wer wenn nicht wir kann in Zukunft davon berichten was wirklich geschehen ist und mit welcher Heimtücke ER sich auf DERE eingeschlichen hat. Wenn dieses Wissen untergeht hat ER möglicherweise mehr Idiologie hinterlassen als uns lieb sein kann und damit langfristig wohlmöglich gewonnen. NEIN, wir müssen den Kampf fortsetzen, auch mit der Waffe, denn wo immer sich SEINE Anhänger zusammenrotten, sie werden nicht zimperlich sein.
Wie jeder Tulamide weiß: Noch nie wurde es schlagartig hell! Jeden morgen kämpft die Sonne einen langen Kampf gegen die Nacht und wehe dem Tag an dem sie ihre Kampfeslust verliert und aufgibt. Dies waren Zulhamins Worte, die sie, wie immer, mit viel Theatralik vortrug.
Doch ich bleibe dabei, warum sollte ich Hinterlassenschaften Borbarads jagen, die selbst für ihn nicht mehr als der Dreck unter seinen Stiefeln wert sind? Dies kann ich getrost neuen, jungen und hungrigen Helden überlassen. Denn ich hätte zu diesem Zeitpunkt den ultimativen Gegner, einen Halbgott besiegt. Wie soll es mich danach befriedigen, irgenwelche Schwarzmagier in den Staub zu treten? Meine Aufgabe wäre erfüllt.
Und wiedereinmal war unser Anführer Aewron, der aus meiner Sicht die weisesten Worte fand:
„Meine Freunde, wir sind alle nur Werkzeuge in einem Kampf der Götter, den wir Sterbliche nicht hoffen dürfen, jemals erfassen zu können. Der greifbarste Beweis dafür sind doch unsere Zeichen! Unsere Bürde und unsere Gnade.
Aber selbst ohne die Zeichen war es doch das Schicksal, dass uns zu dem geformt hat, was wir heute sind. Kein Zufall hat uns damals zusammengeführt. Bestimmung! Wir haben Gefahren überstanden, die bessere Menschen als uns vor ihre Götter haben treten lassen. Glück? Zufall? Nein, ein Plan! So tief und vollkommen.
Aber trotz der Herrlichkeit der Götter steht unser aller Schicksal auf des Messers Schneide. Ein falscher Schritt, ein Zaudern, ein Zögern... und ALLES ist verloren.
Nichts außer der bevorstehenden letzten Konfrontation darf für uns noch eine Bedeutung haben. Die Götter haben uns die Zeichen gesandt. Wir müssen nun unser Schicksal erfüllen! Ob uns die Götter in ihrer Gnade dabei zu sich rufen oder uns noch eine Zeit auf Dere gegönnt ist... diese Frage sollte uns jetzt nicht davon ablenken, das zu tun, für das wir geboren wurden!“
Obwohl ich dies als Schlusswort in unserer Diskussion absolut passend gefunden hätte, musste Veritas, wahrscheinlich unter dem Einfluss der Rohalkappe, auch nocheinmal einen Monolog starten:
„Rührseelig. Ja, dies ist zutreffend. Die Menschen werden Rührseelig, wenn sie über Götter und ihre Bestimmung reden. Meistens Verknüpfen sie das Eine mit dem Anderem und erhöhen sich dadurch unnötiger Weise; den Göttern gleicher als sie es sind. Alleine dies ist anmaßend und eigentlich eine Einladung an übereifrige Jünglinge im Praiosseminar trockene Scheite auf dem Dorfanger aufzuschichten.
Die Götter sind ohne Zweifel göttliche Wesen. Ausgestattet mit Macht nicht von Dere. Doch wenn dies so ist, wieso bekämpfen sie das Übel nicht persönlich? Die Rührseeligen, werden einwerfen, dass es ihnen zu nieder ist. Oder dass wir ihre Instrumente sind. Doch wenn dies so ist, wieso bedienen sie sich nicht ihrer Instrumente – den Geschöpfen Deres –gleichermaßen? Man mag einwerfen, nun, das Böse kann Macht von den göttlichen Instrumenten ergreifen. Wohl wahr. Doch somit erweist sich solch ein Instrument als nicht zuverlässig. Der Hammer eines Schmiedes, der Werkstücke unter Schweiß und Fleiß bearbeitet, wird dieses Gerät entsorgen, wenn es nicht seinen Dienst richtig verrichtet. Er mag Teile wiederverwenden aber in der bisherigen Form wird er es nicht mehr nutzen. Und ja, das Beispiel des Schmieds erscheint legitim, stellt sich nicht Ingerimm als Schmied dar?
Offensichtlich also funktioniert das Instrument der Götter nicht zuverlässig. Wenn es dies nicht tut so ist es für ein gutes Tageswerk nicht optimal einsetzbar. Dennoch tauschen es die Götter nicht aus.
Es muss einen Grund geben. Bemühen wir den Schmied. Sicherlich wird er den Schmiedehammer entsorgen oder ihn reparieren. Wann wird er ihn jedoch weiternutzen? Entweder wenn er nicht genug Mittel hat um einen neuen zu erwerben oder er ist nicht fähig ihn zu reparieren. Er wird ihn aus sentimentalen Gründen vielleicht weiternutzen aber spätestens, wenn sein Tagwerk nicht genug einbringt, wird er ihn entsorgen. So wie er einen unnützen Sohn zum Tempeldienst schickt. Denken wir an die Götter. Sie sind offensichtlich nicht in der Lage selbst das Problem zu lösen, noch ihr Instrument zu ersetzen oder – zumindest – instand zu setzen.
Dies – in Kürze abgeleitet – zeigt uns, dass selbst die Götter nicht in der Lage sind das Problem zu lösen. Es zeigt aber auch, dass sie uns weder ersetzen noch in ausreichendem Maße stärken können. Weitergedacht bedeutet dies, dass wir voneinander abhängig sind. Nun kann aber ein Abhängiger dennoch einen Plan für einen anderen Abhängigen entwerfen. Kann er ihn aber auch umsetzen? Schwierige Frage. Und weil sie schwierig ist, ist sie eines zumindest nicht. Eindeutig.
Man mag einwerfen, es sei den Göttern egal, doch wenn es so ist, wieso einen göttlichen Plan entwerfen, statt dem Nichtstun zu fröhnen?
Konkludent kann festgestellt werden, dass Götter – so mächtig sie auch sind – nicht wirklich alleine eine Entscheidung herbeiführen können. Also müssen wir es tun. Wahrscheinlich ist der Ausgang damit noch unklarer aber zumindest von uns abhängig. Es ist nicht die große Wassermenge die von einem Deich zurückgehalten wird, die so gefährlich ist, sondern die im Vergleich kleine Menge, welcher übertritt. Die Überzeugung, es gäbe einen Plan, der uns leitet, gar unseren Tod bewirkt, kann ich somit nicht teilen. Ja, es wäre sogar falsch und einfältig dies zu tun. Falls wir abtreten im letzten Gefecht, dann weil die Gefahr zu groß war. Das Leben ist eine Symphonie der Wahrscheinlichkeiten.
Dies sind Überzeugungen, die für mich gelten, wenn meine Gefährten an ihrer Mythologie eines göttlichen Planes festhalten wollen, so sollen sie dies tun. Ihrem Seelenfrieden zu liebe. Für mich ist solch ein Plan keine Handlungsgrundlage. Und wäre er der einzige Grund in den Krieg zu ziehen, so wäre es ein Grund für meine Loyalität nicht. Und ein Befehl auf seiner Grundlage nichtig.
Es bleibt der eine Wunsch: Mehr Licht. Mehr Licht in dieser dunklen Welt.
Eines sollte erwähnt bleiben, mögen mich die eingangs erwähnten Praiosjünglinge wohl nie in ihre Finger kriegen. Ein Diskurs zu diesem Thema würde wohl wenig fruchten und zur Inkohlung führen.“
Mit ihren letzten Aussagen hat sie durchaus recht, denn das was sie äußerte ist doch recht nah an Ketzerei. Manchmal habe ich das Gefühl, dass unsere gute Veritas mit ihrem Gedankengut gar nicht so weit von IHM entfernt ist. Glücklicherweise unterscheiden Sie sich aber in einem Punkt gravierend. Borbarad will Anarchie und das Recht des Stärkeren, Veritas postuliert und steht für eine absolute unumstößliche Ordnung.
Trotzdem erinnere ich mich immer wieder gern daran als Fenriswulf in Arras de Mott nach einer Diskussion mit Ucurian Jago diesen nachäffte, indem er sagte: „Mir ist kalt, legt noch einen Ketzer nach!“, denn der Oberste Bannstrahler war in diesen Zeiten immer schnell dabei vermeintliche Hexen zu verbrennen. Veritas hatte ihren Monolog noch nicht beendet:
„Die Götter sind in dieser Situation nicht allmächtig, denn sie schaffen es nicht die Gefahr einzudämmen. Sie geben uns nur Werkzeuge, wie die Zeichen, in die Hand. Und hier die Frage an Euch, Rexxar. Wer gewinnt Schlachten? Ein Weibel, der aus dem städtischen Zeughaus, Schwerter und Bögen ausgibt oder derjenige der auf dem Schlachtfeld steht und kämpft? Und kommt mir nicht mit der Aussage, dass Könige die Schlachten gewinnen und auch nur hinten rumstehen würden. Auch ein König reitet mit seinem Heer. So viel Spitzfindigkeit steht euch nicht, mein lieber Rexxar. Leider, leider oder auch den Göttern sei Dank, sind wir auf uns gestellt. Beziehungsweise auf dem Schlachtfeld ihr vor mich und ich hinter euch gestellt. Das wird sicherlich ein Spaß. Ich vertraue lieber auf eure Axt, Aewrons Kriegskunst und meine eigenen höchst bescheidenen Fertigkeiten als mich auf einen ominösen göttlichen Plan einzulassen. Und Rexxar, wenn ich vom Bannstrahl getroffen werden… nunja, ihr sitzt sehr nah dran…“
Nachdem sie geendet hatte, konnte ich nicht anders, als einige ihrer Thesen zu kommentieren. Wir hatten den Badezuber mittlerweile verlasse. Beim Abtrocknen erwiderte ich:
„Aber gute Veritas, natürlich gewinnen nicht die Götter die Schlachten. Wir gewinnen sie, aber für uns sowie für die, die uns nachfahren und die Götter. Denn Ihr werdet mir wohl beipflichten, dass unsere Fähigkeiten uns doch von den Göttern verliehen wurden, oder etwa nicht?
Warum könnt Ihr mit euren Gedanken in die eines Anderen eindringen? Warum könnt Ihr Flammen aus eurer Hand schießen? Doch nur weil Euch die Götter diese Fähigkeiten verliehen haben? Wer sagt Euch denn, dass Hesinde nicht einen Plan hatte als sie gerade Euch diese Fertigkeiten geschenkt hat. So hätte Tsa Euch auch mit dem Talent segnen können Kinder zu behüten. Wie Ihr bereits sagtet, mag es oft so sein, dass die Götter in ihrer Allmacht sicher alle Probleme lösen könnten, doch warum sollten sie es tun?
Wenn Ihr Kinder oder Schüler habt, lasst Ihr diese nicht auch ihre eigenen Erfahrungen sammeln? Ihr gebt ihnen Leitlinien an die Hand und schaut, wie sie sich entwickeln, wie sie sich verhalten und was sie erreichen. Erst wenn eure Schützlinge vom Weg abkommen und allein nicht wieder zurückfinden, dann greift Ihr ein. Und so ist es auch bei den Göttern. Sie haben einen Plan mit uns. Und sie sorgen dafür, dass wir diesen Plan auch erfüllen, doch dies tun sie nicht, indem sie ganze Heere des Gegners zerschmettern, sondern sie tun es, indem sie den Menschen die Fähigkeiten verleihen diese Dinge selbst zu erledigen. Somit pflichte ich Aewron bei. Wir sind nur kleine Lichter in dem Meer aus Kerzen, dass die Welt erleuchtet und die Götter entscheiden wo wir stehen, worauf unser Licht fällt und wie hell wir erstrahlen.“
Auf meine Worte entgegnete Fyénwe:
„Freunde, warum müsst ihr Menschen immer alles auf die zwölf Entitäten zurückführen, die ihr als Götter bezeichnet? Was bedeutet bzw. ist Gott? Eine Entität die über allen anderen steht? Nun, dann könnte es ja nur einen geben, ihr verehrt aber gleich Zwölfe.
Oder sind diese zwölf Götter, weil sie in ihrer Macht und Weisheit über allen Menschen stehen? Nun, dann gäbe es weit mehr als zwölf Götter.
Oder ist es ihre vermeintliche Unsterblichkeit? Nun, dann ist es nicht mehr weit und ich müsste Angst haben, das die Menschen mich und meinesgleichen auch irgendwann als Götter verehren.
Ich kann Euch Bäume zeigen, die seit dem Beginn Deres dort stehen, wo sie heute stehen und auch immer noch stehen werden, wenn wir schon lange nicht mehr sind. Ihre unendliche Weisheit ziehen sie aus der jahrtausende andauernden Meditation, in der sie sich befinden, gespeist von den Geschehnissen in dieser Welt und der Fähigkeit sich selbst genug zu sein. Sind sie göttlich?
Und Macht? Was ist Macht? Es gibt viele Arten von Macht.
Macht kann man nicht erlangen, Macht wird einem gegeben von jenen, die beherrscht oder geführt werden wollen, weil sie Anleitung benötigen ihren Daseinsgrund zu erkennen.
Freunde, ich erkenne kein Alleinstellungsmerkmal, das eine Entität oder sogar ein Individuum zu einem Gott werden lassen kann.
Ihr nennt es Macht, Göttlichkeit, Weißheit oder Unsterblichkeit. Für mich ist das alles Eins, ist allgegenwärtig und in unerschöpflicher Menge vorhanden. Es durchströmt alles und jeden und jeder kann es sich zu Nutze machen, wenn er einen Zugang dazu findet - und manche sind darin besser als andere...
Nun, das hat Borbarad erkannt!"
Als Fyénwe seine Argumente vorgebracht hatte, hatten wir das Zelt der Baderin schon lange verlassen und saßen bei einem späten Abendessen Nahe dem Turnierplatz zusammen. Dort gesellte sich die Vorsteherin der Nanduskirche Romina Dranesco von Bosparan zu uns und folgte zunächst aufmerksam der intensiven Diskussion, bis sie sich selbst zu Wort meldete:
„Was Rexxar beschreibt kommt dem sogenannten ‚Mysterium von Kha‘ schon ziemlich nahe. Das Mysterium von Kha ist die wichtigste Regel, die sich die Götter selbst auferlegt haben. Es ist sozusagen ein Pakt, ein Vertrag, den (fast) alle Götter unterschrieben haben und an den sie sich halten, seitdem die Gigantenkriege vorbei sind. So erzählen es zumindest die Legenden aus dem Buch ‚Die Annalen des Götterzeitalters‘.
Schon damals merkten die Kriegsparteien, die sich gerade zu einem Frieden durchgerungen hatten, dass ihr Kampf Welterschütternde Konsequenzen für alle existierenden Welten nach sich gezogen hatte. Als damals, die zahllosen Giganten (unter ihnen Riesen, Trolle, Ingerimm, Efferd, Peraine, Tsa, Firun, Travia, Rashtul und einige alte Drachen und zahlreiche andere Diener, Halbgötter und vergessene Götter) gegen die Götter aus Alveran (unter ihnen Praios, Hesinde, Rondra, Phex, Boron, Rahja und die hohen Drachen und zahlreiche Diener, Halbgötter und vergessene Götter) in den Krieg zogen, wurde alles zerstört, was bis zu diesem Zeitpunkt Ordnung genannt wurde. Die Umwälzungen waren so verheerend, dass alles was Schöpfung genannt wurde, beinahe hinweggefegt worden wäre. Dies hätte dem Chaos der äußeren Sphären auf Ewig Tür und Tor geöffnet.
Nachdem der Frieden geschlossen war, verankerten die neu in Alveran eingezogenen Götter in der ersten Sphäre jeder Welt, die ihnen Untertan war, das Mystherium von Kha. Die Götter legten sich selber Regeln auf, um die Schöpfung nicht noch einmal so zu gefährden. Eine dieser Regeln ist, dass die Götter nicht mehr direkt (also in persona mit all ihrer Macht) in die Geschicke der Wesen auf den Welten eingreifen dürfen. Sie dürfen Champions erwählen und sie mit beinahe halbgöttlicher karmaler Macht austatten. Zudem dürfen sie die Wesen selbst mit der Möglichkeit austatten Karma durch sich wirken zu lassen. Sie dürfen den Sterblichen in Träumen und Visionen zur Hilfe eilen, doch dürfen sie nicht mehr ihre volle Macht auf einer Welt direkt einsetzen.
Alle Kriege und Meinungsverschiedenheiten sollten fortan durch Stellvertreter der Götter (Völker, besagte Champions, ihre Heiligen, besondere Personen) ausgefochten werden. Dies hat direkt mehrere positive Effekte zur Folge:
a) Die Welten werden nicht mehr in ihren Grundfesten erschüttert. Es gibt keine Risse im Gefüge, durch die das Chaos eindringen kann.
b) Die Seelen der Völker werden durch den Kampf für die letzte Schlacht am Ende aller Zeiten gestärkt. Die Völker werden Kämpfer, die Champions Heerführer in der letzten Schlacht sein.
c) Dieses Stärken der Seelen, stärkt die gesamte Schöpfung gegen die Mächte des Chaos. Je reifer eine Seele ist, desto mehr ist sie wert, wenn sie im letzten Streit auf die Waage gelegt wird.
Natürlich haben sich die Götter nicht immer an ihre Gesetze gehalten, doch hatten spätere Verstöße gegen das Mystherium von Kha zumeist weitereichende Folgen, die meistens zwar kurzfristig zum Guten geführt haben, in Wirklichkeit das Chaos aber genauso gestärkt haben.
Das Zweite, was ich gern kommentieren will ist Veritas‘ Aussage zu Borbarad und seiner Agenda. Ihn einfach nur als chaotisch und böse zu bezeichnen, trifft glaube ich, genauso weit am Ziel vorbei, wie ihn rechtschaffen und gut zu nennen. Wer jedoch in Borbarad einen chaotischen Egomanen, mit Allmachtsphantasien, einer schlechten Kindheit und chaotischen Zielen sieht, die sich von Tag zu Tag ändern (also den bösen Schwarzmagier, wie er in vielen Schauergeschichten auftaucht, die sich im Volk so gern erzählt werden), der macht es sich doch ein bißchen zu einfach.
Persönlich würde ich Borbarad eher als rechtschaffen und neutral bezeichnen. Andere würden es wahrscheinlich rechtschaffen und gut, die meisten aus dem eurigen Umfeld eher rechtschaffen und böse nennen. Aber eines ist klar: Borbarads Plan folgt einer klaren Agenda. Er hat Ziele und diese verfolgt er mit der Präzision eines Uhrwerks und der Schärfe eines Skalpells. Niemand der magietheoretischen, karmalen Elite würde Borbarad als einen chaotischen Kämpfer für das Böse bezeichnen. Zumindest in dieser Sache sind wir uns einig. Er ist vielmehr (je nach Sichtweise), das Böse Genie, bzw. der geheimnisvolle Strippenzieher bzw. der einzig wahre Erlöser für die Welt, der jedoch in jeder der Theorien einen klaren Plan verfolgt (ob zum Guten oder Schlechten ist der jeweiligen Meinung aller Personen überlassen).
Diese obige Argumentation heißt nicht, dass Bobarbad und die Bewegung des Borbaradianismus zahlreiche Personen um sich geschart haben, die genau dass sind, was ihr als Bild von Borbarad eben gezeichnet habt:
Chaotisch und böse, machtversessen, egomanisch, enttäuschte Rächer, unersättliche Gierschlunde, Perverse, brünftige Vergewaltiger und vieles mehr..., aber auch unter SEINEN Dienern gibt es andere. Ich denke ihr habt manche schon kennengelernt und das sicher besser als ich. Was war Liscom von Fasars Agenda? Warum hat Azaril Scharlachkraut sich dem Öffner der Tore angeschlossen? Was bewegte Sulman'al'Venish oder Alvina Viburnian Crassula? Dies sind die Fragen, die wir alle klären müssen, um IHM Einhalt zu gebieten.
Ich spreche hier nicht von Xeeran, Galotta, Rhazazzor oder Schlächtern wie Ingolf Notmarker oder Dummköpfen wie Perdido Dorkstein..., sondern von denen die Borbarad aus Überzeugung folgen und nicht aus persönlichen Motiven.
Borbarads Agenda lässt sich auch teilweise aus diesen Briefen herauslesen, die er vor fast 500 Jahren an seinen Bruder Rohal den damaligen Reichsbehüter geschrieben hat:“

Damit legte sie uns einen Stapel von Abschriften alter Brief auf den Tisch, in denen die wichtigsten Aspekte aus ihrer Sicht markiert waren:

Brief Tharsonius´ von Bethana, Fasar, 567 BF

Geehrter „Reichsbehüter“,
nach der äußerst unterhaltsamen Lektüre der „Gespräche“ komme ich nicht umhin, Euch auf einige Denkfehler Eurer Philosophie hinzuweisen.
Gewiss ist es der Calix viae nach Freiheit zu streben, ist doch die Freiheit das älteste Privileg der Welt! So nahm sich LOS die Freiheit SUMU zu erschlagen, ebenso wie ER sich die Freiheit nahm aus ihrem Leibe die Welt zu creieren.
Doch ist die Freiheit, welche sich LOS hier nahm mitnichten selbige, die Ihr, werter Herr Reichsbehüter, Euren kriecherischen Schülern lehrt. (...)„Die Freiheit des Einen beginnt da, wo die Freiheit des Anderen aufhört“(...) So sprecht Ihr und so steht es in den Gesprächen. Doch wo sehet ihr in dem Kampfe aus dem die Schöpfung entstand, dass LOS die Freiheit SUMUS respektierte? ER übertrat sie und bewies die Macht SEINE eigene Freiheit durchzusetzen, also sage ich: „Die Freiheit, so wie sie LOS erwünschet, ist nicht die Ordnung, die da die Sonnenanbeter predigen; nach deren Lehre von Geburt an, die Macht der einzelnen Menschen festgelegt ist, sondern die Freiheit, die durch Macht bestimmt ist. Wer die Möglichkeit hat, sich über die Freiheit anderer Lebewesen hinwegzusetzen, der kann und sollte sie nutzen. Denn Freiheit erweitert Freiheit.(...)


Brief von seiner Exzellenz Rohal dem Weisen, Gareth 568 BF

(...)Es freut mich zu sehen, dass Euer philosophischer Geist ungebrochen ist, Spektabilität. Natürlich steht es Euch frei, mich auf absonderliche Denkweisen meiner Philosophie hinzuweisen und diese richtig zu stellen. Es ist mir unangenehm Eure Denkschule ebenfalls anzufechten, nur fehlt in dem von Euch gezeichnetem System der Freiheit ein wichtiges factatum. Mitleid. Um bei eurer eigenen Analogie zu bleiben: LOS bereute es SUMU erschlagen zu haben und im Erkennen seiner eigenen Schuld, nämlich die Grenzen seiner Ungebundenheit übertreten zu haben, entschloß er sich SUMUs Leib mit seiner Kraft zu bedecken und somit ihren langsam verendenden Lebenshauch festzuhalten. So lässt sich eher jener Schluss ziehen, dass LOS den ersten Frevel unserer Geschichte tat oder besser gesagt durch diese Tat festlegte um was es sich bei einem Frevel überhaupt handle, und es eher kosmisches Gesetz ist SEINE festgelegte Ordnung zu befolgen und Seite an Seite zu existieren, ohne das es nötig wäre die Grenzen der Freiheit des jeweils anderen zu beschneiden. (…)

Brief von Spektabilität Tharsonius von Bethana, Fasar, 568 BF

(...)Und so zeigt sich Euer Denken, eingeengt von Dogmen, konservativen Moralvorstellungen und anderen gesellschaftlichen Fesseln, die zur letztendlichen Selbsbeschneidung und damit Unmündigkeit der menschlichen Rasse führt. Was anderes, als meine Philosophie anwenden, exerzieren denn die Zwölfe vor? Sie nehmen sich die Freiheit, die Freiheit niederer Lebewesen zu beschränken und diktieren ihnen Verbote auf um sie auf lange Zeit gefügig zu halten. Gemäß Ometheon erhalten sie sich somit ihre Kräfte und generieren neues Nayrakis. Die Götter wissen ganz genau um das Potential der Rassen Deres, ganz im Gegensatz zu Euch, Reichs“behüter“!
Ich habe das Potential erkannt und auch einen Weg entdeckt, die Menschheit aus ihrer gottverschuldeten Unmündigkeit herauszuführen(...)

Brief seiner Exzellenz Reichsbehüter Rohal, Elenvina, 569 BF

Ich habe Mitleid, Tharsonius, dass Ihr nicht erkennt, dass der Weg der Freiheit, den Ihr postuliert, der Weg der Verdammten ist. Ihr lehnt eine klare Ordnung der Mächte ab, stattdessen fordert ihr, dass jene, die Macht haben sich ihre Freiheit nehmen sollen um zu herrschen. Das ist der Weg des Chaos. Der Weg der Siebten Sphaire. Denn welcher Weg ist der Beste um wahrlich große Macht zu erhalten? Es ist der Vertrag mit einem der Gegenzwölfe, auf dass der Nayrakisfunke, der im Leben mächtigen, nach dem Tode die Quelle aller niederhöllischen Kräfte sein soll (…)

Brief von Tharsonius von Bethana, Fasar, 569 BF

Erinnert Ihr Euch noch? Seinerzeit hatten wir einen interessanten Disput über das Wesen des Naranda Ulthagi. Ihr erklärtet mir, dass die Macht jenes Opus Magnum früherer Zeiten nicht für die Hände jener bestimmt sei, die nicht damit umzugehen wissen und deren „Hände zu klein seien, diese Macht zu fassen“. Ich berichtigte euch, dass ich dazu in der Lage sei. Ähnlich verhält es sich mit den Verträgen mit den Fürsten in den Niederhöllen. Auch hier kann ich mir die Freiheit nehmen, die ohnehin beschränkte Freiheit der Erzfürsten noch weiter einzuschränken. Erst im Tode würde mein Nayrakisfunken zwischen die Mahlsteine der Seelenmühle gelangen und dies zu verhindern ist ziemlich einfach: Weise Boron von dir! (…) So gestaltet es sich für mich als schwierig an ein Exemplar jenes sagenumwobenen Zauberwerkes zu gelangen um euch zu beweisen, dass ich damals im Recht lag. Geschah dies auf Euer Zutun? Wollt Ihr mich an meiner maximalen Freiheit hindern?(...)

Brief von Tharsonius von Bethana, Samra, 570 BF

(...)Und es hat sich mir offenbart, wessen Geist ich in mir Trage(...)So freut es mich unsere Bestimmung fortzuführen. Es wird sich schon bald herausstellen wer der Stärkere ist...und damit auch wessen Philosophie die Wahre! Auf dieses Aufeinandertreffen freue ich mich schon, Bruder. Ich prophezeie dir, dass sich schon bald die Freiheit, die Du predigst gegen Dich wenden und vom Throne stürzen wird und dann werden wir sehen, wie ernst Dir Deine Lehre ist. Sicherlich wirst Du mich in dieser Hinsicht enttäuschen, Rohal. Das hast Du schon immer(...)
Dein Bruder,
Borbarad

Nachdem die Nandusgeweihte geendet hatte, meldete sich unsere kleine Tulamidin zu Wort:
"Das Mysterium von Kha also. Jetzt wird mir einiges klar. Die Götter neiden uns unsere Selbstbestimmheit und unseren freien Willen. Sie selbst haben ihre Einflussname auf das Weltgeschehen begrenzt und nun müssen sie mit Ansehen, dass ihre Schöpfung einer eigenen Dynamik unterliegt. Es muss sein, als ob man Steine in einen weiten Strom wirft. Sie erzeugen Wellen, verändern den Strom aber nicht. Nun können die Götter zwar zum Einen recht große Steine werfen und zum Anderen können sie Deichbaumeister bestimmen, sie können sogar beeinflussen, wieviel Wasser der Fluss führt, den Lauf des Flusses vermögen sie jedoch ebensowenig aufzuhalten wie Borbarad. Warum, fragt ihr jetzt?
Lasst es mich erläutern. Vor dem Mysterium von Kha war alles im Fluss, alles existierte im JETZT ohne Regeln und ohne Bestand. Die Macht der Einflussnahme der Götter auf das Weltengefüge bedeutete, dass ein Akt der Schöpfung aus dem Nichts genauso möglich war wie ein Akt der Unschöpfung - Vernichtung will ich nicht sagen, denn danach hatte es nie existiert. Dies widersprach aber einem Plan den die Götter mit Ihren Schöpfungsakten verfolgten. Ein Utopia? Eine Hölle? Ein ewiges Experiment? Ich vermag es Euch nicht zu sagen. Die Götter erkannten aber, dass diese Form des Seins jeden Schöpfungsakt ad absurdum führen würde und große Kriege stehts die Gefahr bargen, alle Arbeit umsonst werden zu lassen bzw. das große Ziel so nicht zu erreichen war. Und dann kam das Mysterium von Kha und es begann der Fluss der Zeit, der Zeit danach.
Der Akt der Schöpfung und Unschöpfung war abgeschlossen und die Sphären unterlagen Regeln. Und Rur warf den Weltendiskus seinem Zwilling Gor zu, um ihm/ihr ein Geschenk zu machen! Und in diesem Moment erkannten die Götter, dass die Sphären wohlmöglich niemals ihren erwünschten Zustand erreichen würden, denn so Vieles war unfertig, unvollständig und nicht zu Ende gedacht. Seit dem versuchen die Götter, durch die Mittel die ihnen bleiben, den Verlauf des großen Stroms zu verändern, denn sie haben ein Ziel für uns. Was die Götter allerdings nicht verstehen, ist, dass die Regeln die allem zu Grunde liegen das Leben jedes Einzelnen bestimmen und die Macht des Stroms dadurch unendlich groß geworden ist.
Hunger zum Beispiel. Wenn die Götter nicht sicherstellen können, dass niemand mehr Hunger leidet (und das können sie nicht, denn sie können nichts aus dem Nichts erschaffen), wird der Wille nach Überleben und stillen des Hungers die Menschen antreiben und das lässt sich nicht verhindern, auch nicht, wenn jemand dieses Verlangen für sich nutzt. Die Götter sind allmächtig, dass ist keine Frage, denn sie haben Dere in all ihrer Herrlichkeit und Schlechtigkeit erschaffen, aber eben nicht mehr in unserer Sphäre und ZEIT. Und nun kommen wir zu Borbarad. Glaubt er, er könne das Bett des Stromes zu seinen Gunsten verlegen, um ein eigenes fernes Ziel für unsere Spären anzusteuern.
Nein, so dämlich kann er gar nicht sein. Die Schöpfung, das Leben, das den Strom ausmacht, ist nicht mehr aufzuhalten und das Ziel bestimmt. Ich glaube auch nicht, dass Borbarad nur eine möglichst lustige Reise auf seinem Flussabschnitt haben möchte. Er ist eben nicht einfach nur chaotisch und böse. Ich denke, er verfolgt den Plan, möglichst viel Wasser aus dem Fluss abzulenken, also Seelen dem Leben (Menschen und Land/Natur selbst) zu entreißen, die den Strom ausmachen. Sollte dies gelingen erreicht er zwei Dinge:
Erstens, die Einflussmöglichkeiten der Götter sinken, denn diese können nur auf sich selbst replizierende (sich selbst Wiederschöpfende) Teile ihrer Schöpfung einwirken. Alles was ohne Leben ist, ist seit dem Mysterium von Kha gänzlich für die Götter verloren (wer weiß vielleicht können sie es nicht einmal wahrnehmen und in ihre Gedanken mit einfließen lassen...).
Und Zweitens, lässt sich ein kleiner Bach vielleicht eben doch aufhalten oder stauen. Sollte es Borbarad gelingen den Fluss der Zeit und des Lebens nur für einen winzigen Augenblick zum Stehen zu bringen, wird dies ein Augeblick der Schöpfung und Unschöpfung sein. Da dieser auch für die Götter gelten wird, kann sich Borbarad eigentlich nur erhoffen, entschlossener zu handeln und damit einen Vorteil zu haben. Was weiß ich?
Für uns ist nur wichtig: sollte der Strom der Zeit einmal versiegen, ist es egal wie lange, es wird für unsere Sphäre ewig sein und der Krieg der Götter wird von Neuem beginnen. Vielleicht will Borbarad auch ein Gott sein, ich weiß es nicht. Ich habe jedenfalls nur Angst davor. Denn wir sind das Leben, wir sind der Strom der Zeit und wenn sich das Leben eines fernen Tages selbst verschlingt und etwas völlig anderes und neues gebiert oder seinen Zweck erfüllt hat, so kann ich damit leben. Die Kette aber abreißen zu lassen und den Diskus niemals Gor erreichen zu sehen, dass ist etwas wogegen sich mein ganzes Sein sträubt. Ich bin, also kann ich nicht anders sein."
Auch ich kam nicht umhin die Worte der Nandusgeweihten zu kommentieren:
„Werte Romina, ich denke, dass uns durchaus klar ist, dass Borbarad genauso ist, wie Ihr es gerade beschrieben habt. ER ist das Böse Genie und ER hat einen Plan, wie auch immer der aussehen mag. Doch meiner Sicht stürzt genau dieser Plan die Welt ins Chaos. Man kann das sehr schön, wie ich finde, folgendermaßen beschreiben:
Im Hier und Jetzt herrschen Könige und Kaiser, die als weltlicher Herrscher über die Göttergewollte Ordnung wachen. Dabei werden sie von den Zwölfgöttlichen Kirchen unterstützt. Es gibt klare Regeln. Wenn jemand ein Verbrechen begeht, werden Repressalien im gesetzlichen Rahmen festgelegt und alles ist klar. In den besetzten Landen gib es in dem Sinne keine Regeln mehr. Es herrscht das Recht des Stärkeren und das Volk ist der Willkür dieses Stärkeren ausgesetzt. Klar existieren dort auch Regeln, doch sind sie lange nicht so fix und „geradeaus“ wie hier. Zudem gibt es immer die Ungewissheit, ob in naher Zukunft nicht genau jemand anderes der Stärkere werden wird und dann neue Regeln einführt, bzw. diejenigen bestraft, die sich an die alten Regeln gehalten haben. Also sieht dies für die Bevölkerung aus wie Chaos und dieses Chaos und vor allem die Angst vor ständigen Veränderungen regiert auf der unteren Ebene.
Dies sehe ich so und zeigt auch meine Erfahrung. Borbarad mag den allumfassenden Plan haben, doch was dabei heraus kommt ist Chaos. Die von IHM besetzten Gebiete leben in Chaos und Anarchie. Es gibt keine Regeln.
Zudem habe ich noch keinen Seiner Schergen getroffen, der Borbarad aus Überzeugung und nicht aus purem Selbstnutz folgt. Selbst Liscom von Fasar oder Sulman Al’Venish haben das doch nicht gemacht, weil sie den Borbardianismus bis ins letzte Detail befürworteten. Sie haben das gemacht, um Ihren Meister wieder zu erwecken, damit sie in SEINER Weltordnung führende Plätze einnehmen.
Am Ende geht es meiner Meinung nach also immer um Macht.
Klar geht es bei den götterfürchtigen Menschen auch darum, doch da laufen diese ganzen Spielchen im Regelrahmen der Götter ab, wohingegen es bei Borbarad diese Regeln nicht gibt.“
Die Nandusgeweihte Romina entgegnete mir:
„Natürlich habt Ihr absolut Recht Rexxar. Eure Beschreibung der Folgen von Borbarads Plan ist absolut richtig. Die Umsetzung SEINES Plans hat die Welt, die wir kannten ins Chaos gestürzt. Vorher gab es klare Regeln, an die sich jeder halten konnte. Doch jetzt beginnt das Kamakorthäon, die Weltzeitenwende. Alles was vorher rechtens und billig war, steht auf dem Prüfstein. Die Bausteine der Ordnung werden durcheinander gewürfelt und es wird so oder so eine neue Ordnung entstehen. Borbarad sieht sich nicht als Verursacher der Unordnung. Die Welt wäre auch ohne IHN in Unordnung geraten, denn die Weltzeitenwende stand bevor (so Borbarad). Er sieht sich nur als ein bedeutender Spieler, der die Spielsteine im Spiel um die neue Ordnung der Welt setzen darf (und natürlich sieht er sich als einen der wichtigsten Spieler).
Chaos hätte es so oder so gegeben. Nur was am Ende für eine Ordnung heraus kommt ist wichtig.
Dieses Chaos ist es natürlich auch, dass viele Extremisten in Borbarads Fahrwasser haben auftauchen lassen. Vorher gab es die göttergewollte Ordnung und die war unverrückbar. Jetzt rüttelt jemand (mit aus SEINER Sicht guten Gründen) an dieser Ordnung und die Welt versinkt vorerst im Chaos. Dies lässt sich natürlich für die eigenen Zwecke ausnutzen: Für Rache (Galotta), für Gier (Xeraan), für Macht (Rhazazzor) oder für die Befriedigung der eigenen (perversen) Gelüste (Ingolf Notmarker). Doch es gibt auch andere Gründe dem Dämonemeister, dem Öffner der Tore, dem Alveraniar des verbotenen Wissens, dem Geber der Gestalt zu folgen:
Ich kann euch sagen: Liscom von Fasar, Sulman al'Venish, Saya Zeforika und Azaril Scharlachkraut sind/waren wahre Borbaradianer. Sie unterstützen die Ziele Borbarads. Das konnte man spüren, wenn man auf sie getroffen ist und mit ihnen gesprochen hat. Und es gibt immer wieder Andere die wirklich, aus fester Überzeugung und in wahrem Glauben das Richtige zu tun für den Bethanier arbeiten. Dies lässt sich nicht abtun. Ob es Liebe ist oder Hingabe oder wirkliche, rationale Überzeugung ist von Charakter zu Charakter unterschiedlich.
Nehmen wir doch Liscom als Beispiel. Warum hätte er: mächtiger Schwarzmagier, tulamidischer Potentat und Herr über sein eigenes Reich (oder vielmehr mehrere Stützpunkte), sich diese ganzen Umstände bereiten sollen, wenn nicht aus Überzeugung das richtige zu tun.
Diejenigen von euch, die ‚Metaspekulative Dämonologie‘ gelesen haben, wissen wovon ich spreche. Es war Überzeugung, die Liscom dazu brachte mit seinem Lehrmeister Thomeg Atherion zu brechen. Seine erfolgversprechende wissenschaftliche Karriere zu beenden. Es war Überzeugung, die ihn die Beschwörung in der gorischen Wüste vorbereiten lies. Ihr habt ihn dort kennengelernt. Eloquent, Herr seiner Sinne. Ein Fanatiker - vielleicht. Aber kein hirnloser Fundamentalist, der aus niederen Beweggründen handelte. Seine Überzeugung war sogar so stark, dass sie ihn nach seinem Tod nicht losließ. Er kam als Wiedergänger zurück und erst dies ermöglichte ihm den Bethanier wirklich zurück in diese Welt zu rufen.
Es gibt auch weitere, die dem Bethanier aus Gründen folgen, die ihr bisher nicht verstanden habt: Lutisana, die Skrechu, Helme Haffax. Aber bei Wenigen habt ihr solche Überzegung für die Sache gesehen, wie bei Liscom von Fasar oder auch Azaril Scharlachkraut.
Also müssen die Frage doch lauten: Was steckt dahinter? Warum kann man von Borbarads Plan so überzeugt sein? Warum ist man bereit die bekannte Welt ins Chaos zu stürzen, um diesen Plan durchzusetzen? Was kann diesen Plan so attraktiv machen? Diese Frage sollten wir, solltet Ihr bedenken...“
Mit diesen Worten überlies uns die Nandusgeweihte unseren eigenen Gedanken. Wir blieben noch bis spät in die Nacht am schweren Eichentisch nahe des Turnierplatzes sitzen und hingen unseren Gedanken nach: Was will Borbarad? Was ist die neue Ordnung, die er anstrebt? Dies sind die Fragen, denen wir uns in naher Zukunft stellen müssen.

[ Belzedar | | 04-02-2014 ]

62 Zitat von Rexxar bren Batak

(6. Gezeichneter am 21. Peraine 28 Hal)
Als mir meine Freunde aus der Höhle der Gezeichneten Gezeichneten heraus halfen, spürte ich in meinem Inneren nichts als Verwirrung, Chaos und unbändigen Zorn. Auch jetzt noch, zwei Tage später, habe ich Schwierigkeiten das Erlebte zu begreifen:
Mutig trat ich zwischen die wirbelnden Herzsplitter auf die Plattform über dem Abgrund, aus dem ein leises stetiges Wummern dröhnte. Luft wurde eingesogen und ausgestoßen, ganz wie der ruhige Atem einer riesigen schlafenden Bestie. Doch als die Bestie erwachte, schrumpfte meine Welt ins Bedeutungslose. Diese Kraft, diese Macht, dieser Zorn dominierte alles. Ich, der größte aller nordländischen Krieger, fühlte sich wie eine Ameise die jederzeit von den großen Füßen eines Mammuts zertreten werden kann. Mein Körper begann zu zittern, Furcht erfüllte mein Inneres und ich wollte weglaufen, einfach nur fort und mich in einer Ecke verkriechen. Doch mein Körper blieb wo er war.
Mein Geist zerrte an meinen Beinen, zerrte an meinen Armen, doch irgendwie wollten sie nicht gehorchen. Der Wind wurde immer stärker, das Dröhnen immer lauter, die Welt schrumpfte, bis dort nur noch mein kleiner Geist in der Unendlichkeit verharrte. Und diese Unendlichkeit war er, Graufang, der mächtige Gigant, der Sohn Rashtuls. Ein tiefes, röhrendes Lachen, oder war es ein Knurren erfüllte die Unendlichkeit bevor ein stechender Schmerz in meiner Brust mich wieder in die kleine Höhle zurückholte. Blut spritze mir ins Gesicht und der Schmerz brachte Kraft, brachte Zorn, brachte Mut und brachte Freude.
Freude über das Ende eines Jahrtausendelangen Schlafes.
Ein weiterer beißender Schmerz in meiner Brust, dann ein dritter, ein vierter und meine Welt versank abermals. Dieses Mal im Schmerz. Es war als fühlte ich den Schmerz der ganzen Welt. Den unendlichen Schmerz Ingerimms, als die Götter seinen Bruder Rashtul erschlugen. Den Schmerz des Namenlosen, als ich – Graufang - ihn packte und festhielt. Den Schmerz den ich verspürte, als ich selbst meiner Freiheit beraubt wurde und gegen meinen Willen auf Ewig schlafen sollte.
Der letzte Splitter traf meinen geschundenen Körper und ich fühlte wie sich der Schmerz in Zorn verwandelte, unbändigen, alles erdrückenden Zorn. Meine Seele drohte von diesem Zorn zermalmt zu werden. Wie konnte ich kleiner Sterblicher mir anmaßen, Graufang den Giganten zu erwecken, nur um ihn doch wieder in einer so jämmerlichen Existenz, wie der meinigen, einzusperren. Wie kann ich erhoffen mit meiner schwachen Seele dem Himmelswolf, dem geflügelten Geschoß zu trotzen und mir anzumaßen ihn kontrollieren zu wollen. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich wieder, doch dieses Mal in meinem Kopf. Abermals verschwand die Höhle und ich fand mich in der Unendlichkeit wieder, wo mir der größte Wolf gegenüber stand, den ich je erblickt hatte.
Zähnefletschend und knurrend stand er vor mir und forderte meine Unterwerfung. Der Wolf in mir, wollte sich auf den Rücken legen und Graufang als Zeichen seiner Unterwerfung meine Kehle entblößen, doch der Bär in mir dachte gar nicht daran sich von einem Wolf verdrängen zu lassen. Und so standen sich nicht Himmelswolf und Wolf gegenüber, sondern Himmelswolf und ein Mischwesen aus Bär und Wolf. Oder waren es doch zwei verschiedene Tiere?
Ich kann es nicht sagen! Beide stürzten sich auf den Himmelswolf, verschwammen immer wieder zu einem Tier, teilten sich bei einem Angriff auf, entgingen einzelnen Schlägen und Bissen. Ein Kampf entbrannte, ein Kampf der eines Giganten würdig war.
Keiner der beiden Parteien gelang es die Oberhand zu gewinnen. Nachdem der Kampf jedoch eine unendlich lange Zeit gedauert hatte, war klar, dass Graufang der Weg hinaus aus dem Gefängnis vorerst verwehrt geblieben war. Er zog sich zurück in die Dunkelheit, doch er würde wiederkommen.
Als diese roten Augen in der Unendlichkeit verschwanden, kehrte meine Seele in die Höhle zurück, wo mein Körper blutüberkrustet zwischen den Stalagmiten auf dem Vorsprung über dem Abgrund lag. Meine Freunde packten mich und schleppten mich unter Schmerzen hinaus.
Seit diesem Augenblick in der Höhle sind beinahe zwei Tage vergangen. Zwei Tage in denen Graufang in mir ruht. Trotzdem spüre ich seinen unbändigen Zorn, seine Rastlosigkeit und Ziellosigkeit! Doch wie soll ich ihm ein Ziel geben? Wie soll ich seinen Zorn im Zaum halten? Wie vermag ich es zu erreichen meinen eigenen Zorn im Zaum halte? Wie soll ich erkennen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist den Giganten zu befreien? Und wenn ich ihn befreie ist sein Zorn sein Hass dann auf die richtige Person gelenkt?
Nun sitze ich hier und traue mich nicht, in mich hinein zu horchen, um den schlafenden Giganten nicht zu wecken. Denn ob meine Seele einen nochmaligen Kampf mit ihm übersteht, vermag ich nicht zu sagen.
Mein Odun hat damals nicht übertrieben, als er mir sagte, dass die Aufgabe die mich erwarten würde größer ist als alles was je einem Gjalsker zuvor aufgetragen wurde. Doch diese Aufgabe ist größer alles was je einem Menschen aufgetragen wurde. Diese Bürde wird immer größer, je mehr ich darüber nachdenke. Raidri sprach davon, dass die Bürde seines Zeichens ihn erdrückt, dass er nicht weiß, was die Götter von ihm verlangen. Mir geht es ähnlich! Versage ich dabei Graufang zu bändigen und ihm SEIN Ziel zu geben, dann ist alles verloren! Alles!

[ Belzedar | 05-11-2013 ]

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